Autor: Michael Reiter
Veröffentlichung: 12.03.2024
Düsseldorf wird alljährlich im Februar zum Mittelpunkt der Gesundheits-IT: Beim Entscheider-Event, der zentralen Veranstaltung der Entscheiderfabrik, geht der Projektzyklus des Vorjahres zu Ende, und der neue beginnt. Die wirtschaftlich-organisatorische Aufstellung des Gesundheitswesens wird im Industrie-Club ebenfalls diskutiert. Und: In diesem Februar gab es ein „First“.
Der erste Veranstaltungstag ist immer den abgeschlossenen Projekten gewidmet. So nahmen die fünf Vorjahresteams unter großem Applaus ihre Awards in Empfang. Der zweite Tag dreht sich um die Entscheidung darüber, welche neuen Schlüsselthemen erarbeitet werden sollen.
Für die diesjährige Veranstaltung erhielt die Entscheiderfabrik-Jury wieder Projektvorschläge aus unterschiedlichen Bereichen der IT für Krankenhäuser und darüber hinaus. Zu wiederkehrenden Themen zählten hier die Verfügbarmachung und Nutzung interoperabler Daten, die Einbindung neuer Datenquellen, die Optimierung von Datenaustausch und Kommunikation auch mit Leistungspartnern und Patient:innen sowie die Verschlankung und Absicherung von Behandlungsprozessen. Aus der Vielzahl an Einreichungen wählte die Jury 12 Projekte aus. Krankenhausvertreterinnen und -vertreter unter den Teilnehmenden trafen in Düsseldorf die Entscheidung über die attraktivsten unter diesen Finalisten.
Fünf Projekte wurden bisher jedes Jahr auf den Weg gebracht, um im Projektzyklus der Entscheiderfabrik zu Ergebnissen geführt zu werden. In diesem Februar kam es anders: Aufgrund gleicher Stimmenzahlen erhielten sechs Projekte den Zuschlag.
So wird das Gewinnerteam von Innocon unter dem Titel „Papier war gestern“ einen Workflow-Formularserver in eine Klinikinfrastruktur integrieren. „Sensor und Software“ lautet das Thema von QUMEA; mit der Universitätsklinik Mannheim-Ludwigshafen wollen die Partner ein intelligentes Frühwarnsystem für die Sturz- und Dekubitus-Prävention verwirklichen. Patientenportale stehen im Mittelpunkt des Projekts von The i-engineers; das Universitätsklinikum Rostock will Prozesskosten reduzieren, Erlöse sichern und Fördergelder optimal nutzen. Datenmanagement für die interoperable Verfügbarkeit von Behandlungsinformationen wird der IT-Spezialist DMI gemeinsam etwa mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Universitätsklinik Mannheim-Ludwigshafen entwickeln. Der Kommunikationsserver-Anbieter Health-Comm fokussiert klinisches Daten- und Informationsmanagement insbesondere mit der AMEOS-Klinikgruppe und mit Thieme. Und medsolv wird, unter anderem mit einer Diabetesklinik, Multiressourcenmanagement als Software as a Service (SaaS) verwirklichen.
In diesem IT-Projektjahr steht erneut ein Bündel an Nutzenvorteilen für Krankenhäuser im Mittelpunkt. Verbesserter Ressourceneinsatz, Kosteneinsparungen, Erhöhung der Behandlungsqualität, Einbindung der Patientinnen und Patienten und das Ausschöpfen von Wissenspotenzialen in Behandlungsdaten zählen hier zu den vielversprechenden Perspektiven.
Alljährlich steht die Krankenhauspolitik mit auf der Agenda des Events. Wenn Krankenhäuser nämlich, bedingt durch politisches Handeln, wegsterben, gebe es auch keinen Bedarf mehr an Krankenhaus-IT – so der Entscheiderfabrik-Macher Prof. Dr. Pierre-Michael Meier. Beim Entscheider-Event nahm daher die fünfte Fassung der „Düsseldorfer Erklärung“ von Akteuren aus dem Ökosystem der Entscheiderfabrik die Schwächen der Gesundheitspolitik ins Visier. Aktuell werde Wirklichkeit, was den politisch Verantwortlichen 2023 angekündigt worden sei: Die Lücke zwischen Inflation, Personal- und Energiekostensteigerungen sowie den systembedingt stagnierenden Erlösen führe immer mehr Häuser in die Insolvenz. Medizinisch sinnvolle Angebote für die Bevölkerung würden reduziert, weil sie nicht ausreichend refinanziert seien. Dies stelle die Verantwortlichen vor die Entscheidung, Leistungen zu streichen oder ihre Einrichtung zu gefährden.
Die Politik habe daher die akute Aufgabe, die Daseinsvorsorge durch eine finanzielle Absicherung zu gewährleisten, die eine unstrukturierte Bereinigung der Krankenhauslandschaft durch Liquiditätsprobleme beende. Krankenhausrechnungen, so stellte die Erklärung weiter fest, müssten seitens der Kassen bezahlt und gegebenenfalls danach überprüft werden, um nicht Insolvenzen zu unterstützen. Bei der Digitalisierung müssten mit einem „KHZG 2“ für die geförderten Anschaffungen die Betriebskosten finanziert werden.
Nicht nur die Community der Entscheiderfabrik ist nun gespannt darauf, im Rahmen des Projektzyklus Neues über die Arbeit der Gewinnerteams beim Sommercamp und auf weiteren Treffen zu erfahren.